Ein Jahr nach meinem Marathondebüt in Gelsenkirchen, wollte ich es dieses Jahr besser machen.
Bessere Vorbereitung und dadurch hoffentlich die 4 Stunden Zielzeit unterbieten.
Das mit der besseren Vorbereitung hat auf alle Fälle funktioniert. Knapp 800 km Training steckten in den Beinen. Dieses Jahr auch ausschließlich Laufkilometer, nicht wie im letzten Jahr, als ich sehr viele Kilometer durch #walktowork absolvierte.
Intervallläufe hatte es ein paar mehr geben können, gebe ich ja zu. Aber es waren deutlich mehr als 2015. auch die langen Läufe haben mehr Aufmerksamkeit bekommen. So hatte ich unter anderem einen 37 km Lauf von Spellen zum CentrO gemacht. Der verlief auch ohne Probleme.
Es gab in diesem Jahr auch nur zwei kurze Trainingsunterbrechungen aufgrund von Infekten.
Für meine Verhältnisse kann ich die Vorbereitung eigentlich als optimal bezeichnen, obwohl ich wieder kein Stabitraining und weiteres Crosstraining gemacht habe. Das bekomme ich irgendwie nicht auf die Reihe.
Sonntagmorgen ging es dann um 7 Uhr Richtung Gelsenkirchen. Start sollte um 9:30 Uhr sein.
Mit dabei dieses Mal meine Familie.
Die Startunterlagen hatten wir schon am Samstag abgeholt. So brauchte ich am Sonntag mich nur umziehen und warmlaufen.
Luca habe ich versprochen, dass wenn ich ins Ziel komme, ich mit ihm zusammen über die Ziellinie laufen werde.
Zum Glück war das Wetter nicht so wie angekündigt. Es sollte eigentlich die ganze Zeit regnen. Statt dessen gab es schwülwarme 20 Grad. Was mir persönlich nichts ausmacht.
Kurz vor dem Start dann in den Startblock eingereiht. Dieses Jahr im ersten Startblock der Marathonläufer. Dort wo auch die Zug-/Bremsläufer zu finden sind. Startet man wie ich im letzten Jahr aus dem zweiten Block, ist man komplett auf sich gestellt. Man hat keine Chance mehr auf die Pacemaker aufzulaufen, weil die Mindestens 10 Minuten vorher starten.
Geplant war es mich an die 4:00 Stunden Pacemaker zu hängen.
Startschuss und los ging es.
Da ich etwas weiter vorne stand beim Start, hatte ich die Pacemaker hinter mir. Wie so oft lief ich auch den ersten Kilometer zu schnell. Habe mich mal wieder mitziehen lassen vom Tempo.
Die folgenden Kilometer waren dann im geplanten Zeitfenster. Auch der Puls war noch ok, trotz der Witterung.
Die erste Hälfte des Vivawest ist nicht einfach zu laufen. Ein ständiges auf und ab. Vor allem die Strecke zwischen km 8,5 und 12,5.
Erst die lang gezogene Steigung und dann kurz vor der Rathausgalerie die kurze steile Rampe.
Trotz allem liefen die ersten 20 km wie geplant und ich lag auf Kurs und die 4 Stunden zu unterbieten.
Noch vor der Halbmarathonmarke erste Schmerzen im rechten Bein. Kurze Gehpause. Weiter, könnte Bestzeit auf 21 km für mich werden. Aber die 6:25 Minuten waren dann doch etwas zuviel für die Bestzeit.
Km 22 dann heftige Schmerzen im Bein. Erste längere Gehpassage und dadurch über 8 Minuten für den Kilometer.
Ab da war an flüssigem Lauf auch nicht mehr zu denken. Es wechselten sich kurze Lauf- und Gehabschnitte ab. Und die Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Und es waren noch so viele bis zum Ziel.
Durch den unrunden Laufstil kamen ab Kilometer 30 auch noch Schmerzen in der rechten Schulter hinzu. Offenbar musste der Oberkörper mehr arbeiten als gewohnt.
Gedanken ans aufgeben schlichen sich ein. Da halfen auch die gut gemeinten Anfeuerungen von den Zuschauern relativ wenig.
Einzig der Gedanke an Luca, der im Ziel darauf wartete mit mir über die Ziellinie zu laufen, ließen mich weiter machen.
Das waren auf alle Fälle die längsten und schmerzhaftesten 20 Kilometer die ich dort gelaufen bin.
Aber wenn ich mich so umschaute, waren so einige Laufzombies unterwegs. Alle versuchten irgendwie die letzten Kilometer bis zum Ziel zu überleben. Manch einer ist dann doch ausgestiegen wie ich sehen konnte.
Irgendwann waren es dann nur noch 3, 2, 1 Kilometer. Ende in Sicht.
Nur noch eine Steigung hoch und links abbiegen auf die Zielgerade.
Luca stand an der linken Seite, hatte Konfetti gesammelt welches er mir über den Kopf geworfen hat 🙂
Nachdem ich ihn über die Absperrung gehoben hatte und Kirsten sich für das Zielfoto positionierte haben wir gemeinsam die letzten Meter in Ziel gelaufen.
Zielzeit war dann unter 5 Stunden, was mir aber vollkommen egal war, Hauptsache zu Ende gebracht das Ding.
Finisher Medal abgeholt, Erdinger Alkoholfrei getrunken, umgezogen und ab nach Hause.
Komme ich mal zum Diabetes, der war ja auch mit dabei 😉
Nachdem die Nacht ganz OK war und der übliche Anstieg des Blutzucker gegen Morgen auch normal einsetzte, hatte ich zwischen 6 Uhr und 8 Uhr leichte Unterzuckerungen. Zum Start dann perfekte Werte von 100 mg/dL.
Nachdem ich während des Laufens immer wieder Traubenzucker in flüssiger Form zu mir genommen hatte, konnte ich die Werte im Bereich von 70-180 halten. In der zweiten Laufhälfte reduzierte ich die Traubenzuckeraufnahme, da durch die Gehabschnitte weniger Energie verbraucht wurde. Zwischenzeitlich dachte ich, ich müsste mit 2-3 I.E. Novorapid korrigieren, lies es aber dann doch sein.
Direkt nach dem Zieleinlauf dann ein Anstieg auf über 300 mg/dL. Der wurde dann mit diversen Einheiten Insulin korrigiert.
Insgesamt habe ich aber wenig Traubenzucker zum mir nehmen müssen während des Wettkampf. Da hatte ich schon Trainingsläufe mit einem erheblich höheren Zuckerbedarf.
Abgedeckt habe ich den Energiebedarf mit Dextro Energy Dextrose Drink und Liquid Gel. Zusammen 5 Packungen.
Hier der Lauf bei Strava: