Vor ein paar Wochen bin ich bei Strava über den TowerRun der Deutschen Post gestolpert.
Da dachte ich mir, OK, ist mal was anderes. Und so hat man auch mal die Gelegenheit die Konzernzentrale von innen zu sehen.
Also spontan angemeldet.
Der Termin rückte näher, und 8 Wochen ohne Training war die Vorbereitung. Also voll optimal, oder?
Aber irgendwie sollte ich die 41 Stockwerke schon schaffen.
Nach der tollen Vorbereitungsphase, war ich dann auf den Punkt unfit. Egal.
Das Wetter sollte toll werden (ist natürlich wichtig wenn man in einem Treppenhaus läuft) und die zwischenzeitlichen Zweifel an den Start zu gehen, waren dann verflogen.
Morgens früh, nachdem ich in der Nacht zum Sonntag kaum geschlafen hatte, meldete sich mein Diabetes zu Wort. BZ-Werte um 200 mg/dL beim aufstehen. Also Korrekturspritzen. Funktionierte so mal gar nicht. Der Pen blockierte aus irgendwelchen Gründen. Nadel rausgezogen und der Insulin verteilte sich dann plötzlich außerhalb meines Körpers. Wie viel war nun im Körper? Keine Ahnung, schätzen und nachspritzen. Frühstücken und dann ab nach Bonn.
Um 9 Uhr dann BZ-Wert von 300. Großes Kino lieber Diabetes.
10 I.E. Insulin rein und weiter ging es. Aber mit dem BZ nicht nach unten. In Bonn angekommen immer noch 240 mg/dL.
Habe das Korrigieren dann aber sein lassen. Lieber etwas zu Hoch am Start, als zu tief.
Der Diabetes meinte es aber anders. Pünktlich zum Start dann 100 mg/dL. Toll, schnell noch 2 Plättchen Traubenzucker eingeworfen und an den Start gestellt.
Vorher konnte man sich aber noch ein wenig im Foyer des Post Tower umsehen. Viel sehen konnte man aber nicht, überall stand Security herum die aufpasste das man ja nicht irgendwo rein ging, wo man nichts zu suchen hatte. Startunterlagen abholen, also den Zeitchip und Laufshirt und Laufhose (im FC Deutsche Post Design).
Zwischendurch kamen mal ein paar Rettungssanitäter mit Trage, Defibrillator und sonstigem Notfallequipment vorbei (sollte das einem zu Denken geben?)
Etwas warm machen (dafür gab es Ergometer [auch im Postdesign]).
Der erste Startblock ging ab 11 Uhr ins Treppenhaus. Die Cheerleader des FC Deutsche Post (ja, sowas gibt es auch) standen auf den ersten Metern Spalier und feuerten an.
Kurz nach 12 durfte ich dann ran. Der Moderator stellt jeden Teilnehmer in den 25 Sekunden die zwischen den Startern liegen ein paar Fragen und dann darf man los.
Die ersten 10 Stockwerke läuft das noch ganz gut. Drei TeilnehmerInnen konnte ich dort auch überholen. Der vierte „Gegner“/Kollege machte schon etwas mehr Arbeit. Ab dem 15 Stockwerk wird das Ganze aber zäh. Der Puls rast (194 Schläge/Minute) und ich bekam kaum Luft. Die Lunge brennt. Kurze Pause, weiter.
Stockwerk 25: jetzt ist es wirklich hart. 2 Stufen auf einmal kaum noch möglich. 2 Stockwerke dann die Stufen einzeln laufen.
Stockwerk 32: jetzt nur noch 9, es läuft wieder etwas leichter.
Mitleidige Blicke der Rettungssanitäter, die alle 5 Stockwerke aufpassten.
Stockwerk 35: aua, die 8 Wochen ohne Lauftraining machen sich schmerzhaft bemerkbar.
Stockwerk 40: Höhenluft, jedenfalls scheint kaum Sauerstoff vorhanden zu sein
Stockwerk 41: eine Tür, daran ein Plakat mit einem Smilie und der Unterschrift „Smile“. ja ja, ich versuch es ja.
Oben, fertig, keine Luft mehr, die Lunge brennt, Husten, also völlig im Arsch. Aber Oben. 7 Minuten 43 Sekunden. Egal, Hauptsache Oben auf dem Dach angekommen.
Auf der Dachterrasse gab es dann auch Wasser zum Trinken, den Selfiepoint an dem man sich vor der Kulisse des Siebengebirge ablichten konnte und man konnte die tolle Aussicht genießen (sofern von Genießen nach 147 Höhenmeter die Rede sein kann)
Apropos Höhenmeter: Das Ding hat mehr Höhenmeter als die höchste Halde im Ruhrgebiet, der Halde Haniel.
Der Sieger gestern hat 4 Minuten 34 Sekunden gebraucht. Wer mal versucht hat die Halde Haniel in 4 Minuten zu erklimmen (mit dem Bike oder zu Fuß) weiß ungefähr wie anstrengend das gestern war.
Fast hätte ich vergessen meine Finishermedalie abzuholen. Die gab es im Ziel natürlich für jeden Teilnehmer.
Runter ging es dann mit dem Aufzug.
Unten im Foyer ließ ich mir dann noch die Teilnahmeurkunde ausdrucken mit der erreichten Zeit.
Umziehen, kurz am Fanshop des FC Deutsche Post vorbei geschaut (da gab es nichts zu kaufen, nur gucken, kaufen nur im Internet, wobei mir diese Logik jetzt verschlossen bleibt).
Im Anschluss sind wir noch zum Drachenfels gefahren. Wenn man schon mal in der Nähe ist.
300 km fahren (Hin- und Rückweg) für 8 Minuten Laufen wäre sonst etwas unsinnig 😉
Nächstes Mal trainiere ich dann auch wirklich vorher. Und nehme etwas Wasser mit ins Treppenhaus, gegen die trockene Luft.
Nächstes Mal? Ja, ich würde es noch einmal machen. Dann aber schneller, hoffentlich.
Ach so. Der Blutzucker war oben im Ziel dann bei 113 mg/dL. Na also, warum nicht gleich so.
Und den Rest des Tages hat er sich auch unauffällig verhalten. War wohl beleidigt weil er es nicht schaffte mir den Tag zu versauen und hat deswegen bei Werten zwischen 80 und 100 geschmollt.